Die St.-Johannis Kirche
Unter einer Domäne versteht man ein Kammergut, also ein Gut, dass sich im privaten Eigentum des Landesherrn befindet. Im Falle von Oeslau waren dies natürlich die Herzöge von Sachsen-Coburg. Dieses landwirtschaftliche Gut kam 1920 zur Coburger Landesstiftung und ging 1988 in den Besitz der Stadt Rödental über. Nach einer umfangreichen Restaurierung ist heute der städtische Bauhof, der Jugendtreff und das Jugendorchester dort untergebracht.
Die gleich neben der Domäne gelegene Pfarrkirche St. Johannis wurde 1517 wohl auf den Grundmauern einer älteren Burgkapelle errichtet. Es handelt sich um eine zweijochige Kirche der Spätgotik. Bereits um 1600 ließ Herzog Johann Casimir die Kirche umbauen. Sie erhielt eine Stuckdecke sowie Kanzel und Emporen im Stil der Spätrenaissance.
Eine weitere Umgestaltung wurde durch die britische Königin Victoria 1863 veranlasst und aus ihrer Privatschatulle bezahlt. Dies natürlich im Andenken an ihren verstorbenen Ehemann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.
St. Johannis gehörte zum Pfarrverbund von Einberg, bis es 1951 eine selbständige Kirchengemeinde wurde. Die Gemeinde kaufte die Kirche vom Freistaat Bayern für umgerechnet 385€. 1953/54 folgte dann die umfangreichste Renovierung des Gotteshauses. Das Kirchenschiff wurde nach Westen erweitert und der sich dort befindliche Holzturm wurde abgebrochen und an der Nordseite in massivem Stein wiederaufgebaut.
Besonders sehenswert ist das Holzkruzifix des Oberammergauer Künstlers Heinzeller, der Taufstein, das Netzzellengewölbe mit gemaltem Herbarium, die Empore sowie die Kanzel.
Unsere Kirche stammt in ihrem Kern aus der Spätgotik (Schlussstein 1517). Aus dieser Zeit stammt auch der Chor mit seinem singulären Zellengewölbe. Man vermutet, dass Heinz von Rosenau Bauherr der Kirche war. Sie war ursprünglich in die Anlage des Wasserschlosses Oeslau mit einbezogen. Vor der jetzigen Kirche muss schon eine Schlosskapelle gestanden haben (14. Jahrhundert).
Unter Herzog Casimir wurden die jetzige Fassung (reich figurierte Flachdecke, Stuckreliefs, Malereien) sowie eine zweite Empore und eine Herrscherloge angebracht. Die Einweihung fand am 16.3.1604 statt. 1610 wurde im Westen noch ein Turm angefügt.
Nach dem Tod Johann Casimirs wurde es für 2 Jahrhunderte still um St. Johannis. Die Feuersbrunst 1848 hat in der Kirche nur geringe Schäden angerichtet. 1863 ließ vermutlich Königin Victoria von England im Andenken an ihren Gemahl Prinz Albert die sehr verwahrloste Kirche aus eigenen Mitteln gründlich renovieren, dem damaligen Zeitgeschmack folgend in Weiß und Gold.
1889 ließen Herzog Alfred und seine Gemahlin die Kirche erneut renovieren. Am 15.5.1891 wurden hier die beiden Prinzessinnen Marie und Victoria Melitta konfirmiert. Vor dem 2. Weltkrieg fand nur einmal im Monat Gottesdienst statt, seit 1946 jeden Sonntag.
1950 löste sich Oeslau aus dem Pfarrverband Einberg, wurde selbständig und erwarb 1953 vom Bayerischen Staat, dem St. Johannis als Domänengut zugefallen war, das Gotteshaus für 768 DM. Einer umfassenden Renovierung 1954 (mit einer Verlängerung des Kirchenschiffs) folgten erneute Renovierungen in den Jahren 1975 und 1999.
Texte und Bilder: Stadt Rödental, Robert Engel